Millionen Landwirte sind auf den Anbau von Palmöl angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Außerdem wird es im großen Umfang weltweit zur Zubereitung von Lebensmitteln und als Nahrungsquelle genutzt. Die Palmölproduktion wird jedoch häufig mit Abholzung der Regenwälder und widrigen Arbeitsbedingungen in Verbindung gebracht. Palmöl genießt also keinen guten Ruf.
Infolgedessen ziehen es viele Unternehmen vor, Palmöl als Zutat in ihren Produkten nicht offenkundig zu deklarieren, selbst wenn dieses nachhaltig produziert wurde. Doch das ist gar nicht so einfach. Denn Palmöl steckt in etwa der Hälfte aller Produkte, die wir täglich nutzen. Dazu gehören unter anderem Shampoo, Seife, Schokolade und Eis. Und die Nachfrage nach Palmöl wächst weiter. Palmöl also einfach nicht zu thematisieren, kann keine Lösung sein. Es ist vielmehr wichtig, sich mit verantwortungsbewussten Anbau- und Produktionsmethoden auseinanderzusetzen.
Produktion und Merkmale von Palmöl
Aufgrund seiner Vielseitigkeit ist Palmöl weit verbreitet. Weltweit liegt die jährliche Produktion bei rund 70 Millionen Tonnen. Palmöl wird aus der Frucht der Ölpalme gewonnen und wächst hauptsächlich im tropischen Gürtel Südostasiens, Lateinamerikas und Afrikas. Die drei größten Produktionsländer sind Indonesien, Malaysia und Thailand. Mehr als die Hälfte der weltweiten Nachfrage nach Palmöl stammt aus Asien.
Die Ölpalme hat viele positive Eigenschaften. Die Pflanze bringt im Vergleich zu anderen Ölpflanzen pro Hektar Land den höchsten Ertrag: Es wird also weniger Land beim Anbau benötigt, als für andere Ölpflanzen. Außerdem erfordert die Palmölproduktion weniger Dünger, weniger Pestizide und Ölpalmen speichern mehr CO2 als andere Ölpflanzen.
Die gesteigerte Nachfrage nach Palmöl sichert zudem den Lebensunterhalt von Millionen Menschen, seien es Arbeiter auf großen Plantagen oder Kleinbauern. Weltweit gibt es etwa rund drei Millionen kleine Farmbetriebe, die Ölpalmen anbauen. Sie erzielen etwa 30 Prozent des globalen Ertrags, nutzen dafür aber etwa 40 Prozent der für Ölpalmen eingesetzten Fläche.
Auswirkungen auf Mensch und Umwelt
Über die negativen Auswirkungen von unverantwortlicher Palmölproduktion für Mensch und Umwelt wird immer wieder berichtet. Verbraucher stehen Produkten mit Palmöl deshalb skeptisch gegenüber. Palmöl gehört außerdem zu den Rohstoffen, die zur Abholzung der Tropenwälder und zum Verlust der biologischen Vielfalt maßgeblich beitragen. Nicht nachhaltige Anbaupraktiken können darüber hinaus zu Waldbränden und erhöhten Treibhausgasemissionen führen.
Die Palmölproduktion hat überdies signifikante Auswirkungen auf den Menschen: Dazu gehören Zwangsarbeit und Armut kleiner Ölpalmenfarmer sowie die Vertreibung der indigenen Gemeinden aus Gebieten, die für den Ölpalmanbau genutzt werden sollen.

So gehen wir die Herausforderungen beim Palmölanbau an
Die systematischen Herausforderungen im Palmölsektor erfordern daher dringend Aufmerksamkeit. Viele der Millionen Kleinfarmer, deren Lebensunterhalt vom Palmölanbau abhängt, leben unterhalb der Armutsgrenze. Doch gleichzeitig ist Palmöl aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ein wichtiges Produkt für die Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung.
Eine nachhaltigere Palmölproduktion kann die Bedürfnisse von Menschen und Natur in Balance halten – also ein besseres Einkommen für Kleinfarmer und Plantagenarbeiter sichern und gleichzeitig die Umwelt schützen. Wir von der Rainforest Alliance glauben: Indem wir verschiedenen Akteure im Palmölsektor zusammenbringen, können wir die drängenden Probleme beim Anbau adressieren und eine positive Veränderung erreichen.
Was wir aktuell unternehmen
Auf dem Weg zu nachhaltigerem Palmöl schließen wir uns daher mit Landwirten, Unternehmen, Organisationen der Zivilgesellschaft und anderen Normungs- und Zertifizierungsorganisationen zusammen.
Die Rainforest Alliance ist Mitglied des „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl“ (RSPO). Die Initiative führt das weltweit größte Zertifizierungsprogramm für Palmöl durch. In Zusammenarbeit mit dem RSPO haben wir an der Rückverfolgbarkeit, Entwicklung und Verwaltung des „RSPO PalmTrace Systems“ gearbeitet. Damit wird die Transparenz in der Palmöllieferkette verbessert. Diese Arbeit wurde bereits 2007 von UTZ aufgenommen, noch vor der Fusion mit der Rainforest Alliance. Aber auch die Rainforest Alliance war vor diesem Zusammenschluss bereits aktiv an der Entwicklung der Grundlagen und Kriterien des RSPO-Standards 2018 beteiligt – sowie an dem neuen RSPO-Kleinfarmerstandard, der derzeit öffentlich konsultiert wird.
Wir arbeiten zudem mit Unternehmen wie Unilever zusammen, um diese bei der Rückverfolgbarkeit ihrer Palmöllieferketten zurück zu den Herstellern zu unterstützen. Dies sehen wir als einen wesentlichen Schritt, um eine Produktion ohne Abholzung fördern zu können. Darüber hinaus unterstützen wir Unternehmen wie GSK, Dunkin‘ Donuts, Clif Bar und Kraft Heinz dabei, Nachhaltigkeitsziele festzulegen und diese in ihren Lieferketten umzusetzen.
In Indien, dem weltweit größten Markt für Palmöl, haben wir zusammen mit dem „Centre for Responsible Business“ (CRB), WWF-India und RSPO die Einführung der „India Sustainable Palm Oil Coalition“ unterstützt. Ziel dieser Koalition ist es, die Verwendung von nachhaltigerem Palmöl zu fördern und dafür einzutreten, dass führende Handels- und Produktionsunternehmen Nachhaltigkeitsmaßnahmen integrieren. Denn bis 2018 setzten sich Unternehmen in Indien nur sehr wenig für die Nachhaltigkeit von Palmöl ein. Doch seit dem Start unserer Kooperationsinitiative im Oktober 2018 haben sich neun große Unternehmen der Koalition angeschlossen, weitere acht Firmen wollen beitreten.
Unsere Arbeit in Indonesien zeigt, dass sich unsere Anstrengungen gegenseitig verstärken. Dies geschieht durch die Zusammenarbeit mit Gemeinden und Farmern in Landschaften mit „hoher Priorität“, durch die Unterstützung der RSPO sowie durch Aufklärungsarbeit.
So bieten unsere Fachkräfte und Berater vor Ort Kleinbauern technische Unterstützung. Gleichzeitig arbeiten wir mit der „Union der Palmöl-Kleinbauern“ (Serikat Petani Kelapa Sawit) und nationalen sowie internationalen Unternehmen zusammen, um Produktionssysteme und die Organisation von Kleinfarmern in ihren Lieferketten zu stärken. Ebenso unterstützen wir die Entwicklung der „Plattform für nachhaltige Stadtteile“ (Lingkar Temu Kabupaten Lestari) — eine Initiative der Distriktregierungen in Indonesien. Diese hat zum Ziel, partizipative Pläne für eine nachhaltige Entwicklung bei der Bewirtschaftung ihrer Wälder und Agrarflächen zu implementieren.
Worauf wir uns in Zukunft konzentrieren werden

Der Zusammenschluss der Rainforest Alliance und UTZ Anfang 2018 ist eine großartige Gelegenheit, eine neue Organisationsstrategie zu entwickeln mit dem Ziel: die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in allen unseren Märkten und Sektoren, einschließlich Palmöl, zu steigern. Derzeit sind lediglich vier Prozent der kleinen Palmölfarmern zertifiziert. Es müssen also noch Millionen Kleinfarmer eingebunden werden, um ihre Produktionsweisen nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Darüber hinaus erfordert die Palmölproduktion integrierte, landschaftsweite Ansätze. Deshalb fokussieren wir uns gezielt auf Partnerschaften, die Kleinfarmer einbinden und auf landschafts- sowie gemeinschaftsorientierte Ansätze setzen. So wollen wir in Zukunft noch bessere Erfolge erzielen. Die Erkenntnisse resultierend aus diesem branchenübergreifenden Ansatz und die aktive Zusammenarbeit mit RSPO wollen wir außerdem dazu nutzen, um skalierbare Lösungen zu entwickeln.
Darüber hinaus wollen wir mit Unternehmen, Verbrauchern, Regierungen und Zivilgesellschaften in engen Austausch treten, um über die Palmölproduktion aus verantwortungsvollen Quellen und die positiven Auswirkungen eines nachhaltigen Anbaus zu sprechen. Wir wollen zum einem das Bewusstsein hierfür schärfen und zum anderen die Nachfrage nach verantwortungsvoll produziertem Palmöl in wichtigen Schwellenländern wie Indien, Indonesien und China erhöhen. Unsere neue Strategie hierzu entwickeln wir kontinuierlich weiter und werden in den kommenden Monaten ausführlicher darüber berichten.
Was Sie tun können
Sie und Ihr Unternehmen können eine wichtige Rolle dabei einnehmen, die Palmölproduktion nachhaltiger zu gestalten.
Maßnahmen zur Gestaltung Ihrer Lieferkette:
- Beziehen sie Kleinfarmer ein und unterstützen diese: Wir können Sie bei der Identifizierung von Kleinfarmern und deren Einbeziehung in eine nachhaltigere Lieferkette unterstützen.
- Schließen Sie Lücken in Ihrer Lieferkette: Wir können Ihr Palmöl bis zum Anbau zurückverfolgen und helfen Ihnen bei der Risiko-Einschätzung und -Minimierung Ihrer Zulieferer.
- Prüfen Sie landschafts- und gemeindezentrierte Ansätze. Wir können Sie dabei unterstützen, von Produktionsgebieten zu beziehen, die landschaftszentrierte Ansätze umsetzen.
- Binden Sie Ihre Kunden auf Ihrem Weg zur nachhaltigeren Palmölnutzung ein. Wir helfen Ihnen dabei, Ihre Kunden über nachhaltigeren Palmölanbau zu informieren.
- Sprechen Sie mit Ihren Verbrauchern und Stakeholdern über Palmöl, das aus verantwortungsbewussten Quellen stammt. Wir unterstützen Sie dabei, Ihr Engagement bei der nachhaltigeren Palmölherstellung sichtbar zu machen – und bieten zusätzliche Informationsmaterialien für Ihre Verbraucher und Stakeholder an.
Wir wissen, dass diese Maßnahmen ein hohes Maß an Engagement, Fachwissen und Ressourcen erfordern. Doch wir unterstützen Sie bei jedem Schritt auf dieser Reise. Kontaktieren Sie uns, wir freuen uns auf einen partnerschaftlichen Austausch!