Seit Jahren arbeiten wir bei der Rainforest Alliance daran, Erträge und Einkommen zu steigern, soziale Praktiken zu verbessern und ökologische Nachhaltigkeitsanforderungen in unsere Zertifizierungsprogramme einzubetten. Dennoch klafft weiterhin eine Lücke zwischen dem Status zertifizierter Farmen und dem, was wir für eine wirklich nachhaltige Produktion halten. Der Fortschritt in Richtung dieses Ziels wird von systemischer Armut und dem Mangel an Ressourcen, die den ProduzentInnen zur Verfügung stehen, erschwert, auch bei denen, die sich für nachhaltigere Formen der Produktion entscheiden. Um dieses Problem anzugehen und die Wirksamkeit zu erhöhen, brauchen ProduzentInnen die Mittel, in ihr Unternehmen sowie in ihre Mitglieder oder ArbeiterInnen zu investieren.
Wir sind davon überzeugt, dass die Schaffung wirklich nachhaltiger weltweiter Lieferketten nur mit einem Ansatz der geteilten Verantwortung zu erreichen ist. Das bedeutet, dass Kosten und Nutzen der Zertifizierung gleichmäßig zwischen LandwirtInnen auf der einen Seite und KäuferInnen entlang der Lieferkette auf der anderen Seite verteilt werden müssen, sodass alle für ihre Anstrengungen, nachhaltigere Methoden umzusetzen, belohnt werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, führen wir im Rahmen unseres Zertifizierungsprogramms 2020 zwei Lieferketten-Anforderungen für Unternehmen ein: den Nachhaltigkeitsbonus (Sustainability Differential) und die Nachhaltigkeitsinvestitionen (Sustainability Investments). Der Nachhaltigkeitsbonus (SD) ist eine obligatorische zusätzliche Barzahlung an zertifizierte ProduzentInnen über den Marktpreis der Ware hinaus. Nachhaltigkeitsinvestitionen (SI) sind obligatorische Geld- oder Sachinvestitionen von KäuferInnen von Rainforest Alliance-zertifizierten Produkten an zertifizierte ErzeugerInnen mit dem spezifischen Zweck, ihnen dabei zu helfen, die landwirtschaftlichen Anforderungen des Standards für nachhaltige Landwirtschaft zu erfüllen.
Mit diesen Anforderungen regen wir Unternehmen dazu an, den Wert der Nachhaltigkeit anzuerkennen sowie in nachhaltigere Produktion zu investieren und diese zu belohnen. Damit diese Anforderungen wirksam sein können, müssen sie an die Bedürfnisse und tatsächlichen Verhältnisse des jeweiligen Sektors angepasst werden.
Geteilte Verantwortung im Teesektor
Unternehmen im Teesektor werden sich zunehmend der Nachhaltigkeitsleistung ihrer Lieferketten und der damit einhergehenden ökologischen und sozialen Risiken bewusst. Gemeinsam mit unseren Partnern unterstützen wir mehr als 500 Teeplantagen mit über 950.000 LandwirtInnen und 790.000 ArbeiterInnen dabei, gute landwirtschaftliche Methoden umzusetzen und einen sicheren Zugang zum breiten Markt zu erreichen, da beides für eine langfristige Existenzsicherung unerlässlich ist.
Zugleich helfen unser Zertifizierungsprogramm und die Rückverfolgbarkeitsplattform diesen Unternehmen, ihren Beitrag zu nachhaltigeren Lieferketten zu leisten und ihre Investitionen dorthin zu richten, wo sie am meisten gebraucht werden – nicht zuletzt zum Wohl der ArbeiterInnen. Die geteilte Verantwortung stellt sicher, dass die Transparenz darüber, welche Nachhaltigkeitsinvestitionen LandwirtInnen tatsächlich benötigen, erhöht wird. Unternehmen können so außerdem direkter nachvollziehen, welche Auswirkungen diese Investitionen in ihrer Lieferkette haben.
Schrittweise, markengeführte Herangehensweise an die Umgestaltung der Lieferketten für Tee
Die Lieferkette für Tee ist komplex und enthält eine Reihe von Wegen, über die der Tee von der Plantage zum Verbraucher kommt, darunter auch Auktionen in Schlüsselländern. Es gibt außerdem viele Arten von Tee, die auf dem Markt verkauft werden – grüne Teeblätter, fertiger Tee, Tee-Pulver und Tea Liquids. Das macht es umso schwerer, eine Universalmethode für die geteilte Verantwortung zu entwickeln. Damit unser Teeprogramm auch wirklich auf die Bedürfnisse aller Beteiligten zugeschnitten werden kann, haben wir viele Akteure der Lieferkette befragt, darunter LandwirtInnen, KäuferInnen, verarbeitende Betriebe, Produzenten und Verpacker, nicht-kommerzielle Akteure im Teesektor sowie Teemarken – Genossenschaften, Systemgastronomie und Einzelhandel.
Diese Gespräche haben uns gezeigt, dass besonders im Teesektor, in dem Investitionen und Prämien eher die Ausnahme als die Regel sind und in dem ein hoher Preisdruck herrscht, die Umgestaltung der Lieferketten schrittweise erfolgen muss.
Während der Beratungen wurde auch deutlich, dass Teemarken — besonders im Einzelhandel — eine Schlüsselrolle dabei spielen, den Ansatz der geteilten Verantwortung voranzubringen, und dass sie in hohem Maße davon profitieren würden. Darum wurde festgelegt, dass sie für die SD- und SI-Zahlungen verantwortlich sein sollen.
Der Markeneigentümer ist derjenige Marktteilnehmer, der den direktesten Anschluss an die VerbraucherInnen hat. Heutzutage tätigen Markeneigentümer häufig Investitionen in nachhaltige Lieferketten und machen durch Auslobungen ihr Engagement für bestimmte Nachhaltigkeitsziele ihres Unternehmens deutlich. Der Markeneigentümer ist zugleich der Marktteilnehmer, der davon profitiert, dass das Siegel der Rainforest Alliance auf seinen Verpackungen oder im Internet erscheint, oder die zertifizierte Beschaffung in Firmenunterlagen oder auf Webseiten beworben wird.
Seit VerbraucherInnen verstärkt Marken aussuchen, die gut für Mensch und Natur sind, stellt die geteilte Verantwortung für Unternehmen in zertifizierten Lieferketten einen Mechanismus dar, mit dem sie ihren Einfluss zeigen können. Unternehmen, die Rainforest Alliance-zertifizierten Tee beziehen, können ihre SD- und SI-Zahlungen als zertifizierte Beschaffungsmaßnahmen auf ihrer Webseite und in Firmenunterlagen bewerben. So können VerbraucherInnen wiederum diese Auslobungen nachvollziehen und Beschaffungspraktiken unterstützen, die ihren Werten entsprechen. Dieser branchengeführte Ansatz erlaubt es auch anderen Akteuren der Lieferkette, z.B. Einzelhändlern, in Form von Zahlungen an ihre Hersteller und Verpacker direkt zur Verbesserung von Plantagen und Lebensgrundlagen von LandwirtInnen beizutragen.
Termine für die Einführung von SD und SI im Teesektor
Die Übergangsphase für TeeproduzentInnen auf den Standard 2020 läuft von Juli 2021 bis Juni 2022. Die SD- und SI-Anforderungen für Tee treten 2022 in Kraft. Das bedeutet, dass Marken ab dem 1. Januar 2022 Verpflichtungen für Teevolumen eingehen, die unter dem Standard 2020 der Rainforest Alliance zertifiziert werden und in ihre Lieferketten einfließen. Die ersten Zahlungen werden zum 1. Januar 2023 fällig.
Ab dem 1. Januar 2023 müssen alle EigentümerInnen von Teemarken SD- und SI-Zahlungen an die ZertifikatsinhaberInnen landwirtschaftlicher Betriebe zahlen, deren Tee in ihrer Lieferkette verwendet wird — dies bezieht sich auf alle Marken (Unternehmensmarken, Systemgastronomie und Einzelhandel). Diese Zahlungen beziehen sich auf zertifizierte Volumen, die im vorangegangenen Jahr erworben wurden.
Wir werden die Ergebnisse dieses Ansatzes genau im Auge behalten, um die geteilte Verantwortung in Zukunft an den Teesektor anpassen zu können.
Weitere Fragen werden im Leitfaden und in den folgenden FAQ beantwortet.
FAQs
Allgemeine Fragen zu unserem Ansatz der geteilten Verantwortung werden in unserer Erläuterung zur geteilten Verantwortung beantwortet.
Warum gehen wir beim Tee markengeführt vor?
In den meisten Fällen ist der Markeneigentümer bereits derjenige, der Auslobungen und Investitionen vornimmt und die Nachfrage für solche Investitionen auf dem Markt vorantreibt. Seit VerbraucherInnen verstärkt Marken aussuchen, die gut für Mensch und Natur sind, stellt die geteilte Verantwortung für Unternehmen einen Mechanismus in zertifizierten Lieferketten dar, mit dem sie ihren Einfluss darstellen können.
Darüber hinaus ist der Markeneigentümer nach Anhang S14 unserer Lieferkettenanforderungen 2020 beim Tee dafür verantwortlich, dass die SD- und SI-Zahlungen an die zertifizierten Teeplantagen erfolgen.
Warum nicht vom Erstkäufer ausgehen?
Allein die große Zahl und Vielfalt von Erstkäufern für Tee macht einen solchen Erstkäufer-Ansatz komplex und schwierig – wenn nicht gar unmöglich. In den Lieferketten für Tee kann eine Vielzahl von Akteuren der Erstkäufer sein, z.B. ein Einkäufer, Exporteur, Importeur, Händler, Großhändler, Markeneigentümer u.v.a. Häufig hat der Erstkäufer seinen Sitz im Herstellungsland und manchmal gehört er zum gleichen Unternehmen wie die Plantage. In vielen Fällen handelt der Erstkäufer im Auftrag oder im Namen oder sogar als Teil eines Markeneigentümers. Noch komplizierter wird es dadurch, dass bei vielen Teeherkünften der Tee über öffentliche Versteigerungen gehandelt wird, manchmal ausschließlich und häufig zusätzlich zu kurz- oder langfristigen privaten Verträgen.
Warum gibt es keinen Fest- oder Minimalbetrag bei SD- und SI-Zahlungen für Tee?
Die Zahlung einer Prämie für zertifizierten Tee oder direkte Investitionen in zertifizierte Teeplantagen sind im Teesektor bisher eher die Ausnahme als die Regel. Darüber hinaus haben wir in unserem Programm bisher nur eine Prämie auf UTZ-zertifizierten Tee und nicht für Rainforest Alliance-zertifizierten Tee erhoben. Daten zu Prämien und Investitionen wurden in der Vergangenheit nicht systematisch erhoben. Das bedeutet auch, dass Produzenten keine Vorlage zur Berechnung der zusätzlichen Kosten und Investitionen hatten, die der Rainforest Alliance SAS mit sich bringt. So gibt es zurzeit nur wenige Daten, auf deren Grundlage ein Fest- oder Minimalbetrag zuverlässig berechnet werden könnte.
Aus diesem Grund legt die Rainforest Alliance im ersten Jahr der Einführung (1. Januar bis 31. Dezember 2023) kein Minimum für SD- und SI-Zahlungen fest. Um jedoch Wettbewerbsgleichheit und Eindeutigkeit für alle Akteure der Lieferkette zu gewährleisten, schlagen wir in unserem Leitfaden die folgenden Ansatzpunkte vor:
- SDs werden auf der Grundlage von nicht weniger als $10/MT für jede MT von Rainforest Alliance-zertifiziertem Tee gezahlt, der vom Markeneigentümer aus seiner Lieferkette bezogen wird.
- SIs werden auf der Grundlage von nicht weniger als $40/MT für jede MT von Rainforest Alliance-zertifiziertem Tee gezahlt, der vom Markeneigentümer aus seiner Lieferkette bezogen wird.
Ab dem zweiten Jahr der Einführung (2024) werden wir erwägen, einen Fest- oder Minimalbetrag für SD oder SI einzuführen, auf der Grundlage weiterer Daten und gewonnener Erkenntnisse. Solche Veränderungen werden dem Markt früh genug mitgeteilt, damit die notwendigen vertraglichen Vereinbarungen getroffen werden können.
Was wird mit den SD-Zahlungen finanziert?
Der Nachhaltigkeitsbonus belohnt Erzeuger dafür, dass sie Tee nachhaltig produzieren. Es handelt sich um eine zusätzliche Zahlung, mit der anerkannt wird, dass die nachhaltige Produktion von Tee mehr Arbeit, Geld und Zeit benötigt und, dass darum zertifizierter Tee einen besseren Preis als konventioneller Tee erzielen sollte.
Im Falle einer Gruppenzertifizierung übertragt der Inhaber eines Betriebszertifikats die gesamte erhaltene SD an die Gruppenmitglieder (LandwirtInnen). Bei einer einzelnen Plantage kann der/die Inhaber/in des Betriebszertifikats den SD so nutzen, wie es ihm/ihr angemessen erscheint. Wenn der SD dem Wohl der ArbeiterInnen auf der Plantage zugutekommt, ist dafür eine Rücksprache mit der Arbeitnehmervertretung erforderlich.
Was wird mit den SI-Zahlungen finanziert?
SI-Zahlungen unterstützen InhaberInnen von Betriebszertifikaten direkt dabei, erforderliche Investitionen zu tätigen, damit sie die Anforderungen des Standards für nachhaltige Landwirtschaft 2020 der Rainforest Alliance einhalten können – darunter auch solche, die den ArbeiterInnen zugutekommen.
Die erforderlichen Investitionen werden im Investitionsplan eines Produzenten aufgeführt. Der Investitionsplan ist eine Excel-Vorlage, die die Rainforest Alliance (Anhang S16) den Produzenten zur Verfügung stellt. Darin werden die potenziellen Investitionen, darunter auch Investitionen in Zertifizierungskosten, kategorisiert und direkt den entsprechenden Kapiteln im Standard für nachhaltige Landwirtschaft 2020 der Rainforest Alliance zugeordnet. Der Investitionsplan berücksichtigt die Ergebnisse der Tools für Risiko- und Kapazitätsbewertung für die InhaberInnen des Betriebszertifikats, mit denen die dringlichsten Investitionsbedarfe festgestellt werden.
Weitere Investitionen können dem Investitionsplan hinzugefügt werden unter der Bedingung, dass zentrale, obligatorische und selbstgewählte Verbesserungsanforderungen erfüllt werden. Der Investitionsplan und die tatsächlich getätigten Investitionen werden von einem Auditor der Prüfstelle kontrolliert.
Wie kommen die SD- und SI-Zahlungen ArbeiterInnen auf Teeplantagen zugute?
Die ArbeiterInnen stehen im Mittelpunkt des Teesektors und die Verbesserung ihrer Lebensgrundlagen ist ein Hauptziel des Teeprogramms der Rainforest Alliance. Der Nachhaltigkeitsbonus und die Nachhaltigkeitsinvestitionen ermöglichen es den ErzeugerInnen, ihren Bedarf an Investitionen festzustellen, um besser für sich selbst und ihre ArbeiterInnen verhandeln und eintreten zu können. Das Ziel ist es, die Nachhaltigkeit auf Erzeugerebene zu verbessern. Diese Verbesserungen sollen auch den ArbeiterInnen direkt zugutekommen. ErzeugerInnen müssen in ihren Investitionsplan Investitionen mit einschließen, die den ArbeiterInnen zugutekommen. Arbeitnehmervertreter müssen vor der Zuteilung dieser Investitionen befragt werden.
Auf welche Weise hilft der SD/SI-Ansatz KleinbäuerInnen im Teesektor?
KleinbäuerInnen erhalten die Möglichkeit, ihr Einkommen durch die zusätzlichen Zahlungen aus dem Nachhaltigkeitsbonus zu steigern, die sie vom Management der Farmgruppe anteilig erhalten – auf Grundlage des Volumens an Teeblättern, das sie der Gruppe geliefert haben, sowie auf Grundlage der von den Markeneigentümern als zertifiziert verkauften Volumen.
Tragen SD- und SI-Zahlungen zu einem existenzsichernden Lohn bei?
SI-Zahlungen können zu existenzsichernden Löhnen beitragen. Unter Verwendung ihres Investitionsplans, eines Lohnverbesserungsplans und der vollständigen Gehaltsmatrix können ErzeugerInnen SI-Zahlungen zur schrittweisen Verbesserung der Löhne für ArbeiterInnen nutzen. Letztendlich können sie auf diese Weise das Lohngefälle ausgleichen.
SD- und SI-Zahlungen sind immer obligatorisch für Akteure der Lieferkette. Beiträge zu einem existenzsichernden Lohn sind getrennt davon zu betrachten, da sie selbstgewählte Lieferkettenanforderungen im Standard für nachhaltige Landwirtschaft 2020 sind. Beiträge von Markeneigentümern zu existenzsichernden Löhnen in Form von zusätzlichen selbstgewählten Lieferkettenanforderungen bringen die Möglichkeit zusätzlicher Auslobungen und Berichte mit sich.
Zu welchen zusätzlichen Auslobungen oder Berichten haben Teemarken und VerbraucherInnen aufgrund der SD- und SI-Beiträge Zugang?
Die Rainforest Alliance hat den Eindruck, dass Marken sich zunehmend auf dem Markt profilieren und zeigen möchten, dass sie gut für Mensch und Natur sind. Das neue Zertifizierungssystem der Rainforest Alliance bietet Marken und Unternehmen die Möglichkeit, transparenter von ihrem Einfluss und ihren Investitionen am Herkunftsort zu berichten. So werden auch die Effekte, die die Zertifizierung, zielgerichtete Programme und/oder Investitionen im Rahmen der geteilten Verantwortung auf den Plantagen haben, deutlicher. Diese ergebnisbasierten Berichte oder Auslobungen können ihre Kundenbindung in Sachen Nachhaltigkeit stärken.
Die Rainforest Alliance wird mit ihrem bald erscheinenden Rainforest Alliance Claims Framework Inhabern von Lieferkettenzertifikaten auch eine Anleitung dazu bieten, welche Arten von Auslobungen und Berichten im Hinblick auf ihr Engagement bezüglich geteilter Verantwortung, Zahlungen und Effekte erlaubt sind.
Wird es im Teesektor Verträge für SD- und SI-Zahlungen geben?
Nein. Stattdessen basiert der Ansatz im Teesektor auf jährlichen zukunftsbezogenen Verpflichtungen zu SD- und SI-Beiträgen seitens der Markeneigentümer und rückwirkenden Zahlungen an die Inhaber von Betriebszertifikaten für Volumen, die als Rainforest Alliance-zertifiziert verkauft wurden.
Ein Beispiel:
- Im “Jahr 1 (d.h. 2022)” verpflichtet sich der Markeneigentümer zu SD- und SI-Zahlungen an die Plantagen, von denen er Waren bezieht.
- Zu Beginn von “Jahr 2 (d.h. 2023)” zahlt der Markeneigentümer SD und SI-Zahlungen an jene Plantagen auf der Grundlage der genutzten Volumen. Dies erfolgt über eine neue Zahlungsmöglichkeit, die die Rainforest Alliance 2022 einrichten wird.
Können bereits vorhandene Investitionen von Markeneigentümern, Herstellern oder Verpackern als Nachhaltigkeitsinvestitionen gemäß dem Ansatz der geteilten Verantwortung gelten?
Einige Marken oder Hersteller und Verpacker investieren bereits in Nachhaltigkeit. Diese Investitionen sind jedoch nicht immer sichtbar. Wir möchten die Transparenz für jene, die ErzeugerInnen bereits mit Geld- oder Sachinvestitionen unterstützen, ermöglichen und sie im Ansatz der geteilten Verantwortung anerkennen. Bei der Entwicklung des SD/SI-Ansatzes für den Teesektor in den kommenden Jahren werden wir herausfinden, wie das in der Praxis aussehen kann.
Mit welchem Mechanismus wird die Zahlung von SD und SI gewährleistet?
Wir sehen die gesamte Lieferkette für Tee als verantwortlich für die Umsetzung unserer Ziele der geteilten Verantwortung an.
Darum setzt sich die Rainforest Alliance dafür ein, dass Markeneigentümer und ihre Lieferanten die Bemühungen von Teeplantagen unterstützen, eine kontinuierliche Verbesserung zu erreichen und die Umsetzungsqualität der Standards für nachhaltige Landwirtschaft der Rainforest Alliance zu gewährleisten, indem die Zertifizierung belohnt und Investitionen in die Investitionspläne der Plantagen getätigt werden.
Wenn der Ansatz der geteilten Verantwortung im Teesektor erst einmal ins Rollen gekommen ist, wird die Rainforest Alliance in der Lage sein, die Investitionsbereiche zu beobachten, die von zertifizierten Teeplantagen benötigt werden, die korrekte Verteilung und Nutzung sicherzustellen sowie sichtbarer zu machen, wo Investitionen am dringendsten benötigt werden.
Auch wenn die Rainforest Alliance die Zahlung nicht garantieren kann, kann sie Akteuren, die zwar im Zertifizierungsprogramm sind, jedoch den Anforderungen der geteilten Verantwortung nicht entsprechen, die Zertifizierung entziehen. Durch das Zertifizierungssystem bringen wir die Erwartung zum Ausdruck und stellen die Mechanismen zur Verfügung, mit denen (durch Audits) gezeigt und belegt werden kann, dass eine Zahlung tatsächlich erfolgt ist.
Die Lobbyarbeit gemeinsam mit den Erzeugern ist ebenfalls entscheidend. Unter dem Druck von VerbraucherInnen sowie zivilgesellschaftlichen und gemeinnützigen Organisationen erkennen immer mehr Einzelhandelsketten in Europa und Nordamerika den zusätzlichen Wert in der Beschaffung zertifizierten Tees und unterstützen unsere Bemühungen, die Lebensgrundlagen von LandwirtInnen sowie ArbeiterInnen zu verbessern. Einige Händler, die sich öffentlich zur Nachhaltigkeit bekennen, sind bereit, mehr für zertifizierten Tee zu bezahlen. Sie brauchen jedoch einen Mechanismus, der sie dazu in die Lage versetzt sowie die Gewährleistung, dass diese zusätzlichen Investitionen auch wirklich nachhaltige Effekte haben.