Vor zwei Jahren war die Rainforest Alliance an der Entwicklung des Accountability Framework beteiligt, Seite an Seite mit führenden Organisationen aus dem sozialen und ökologischen Bereich – darunter The Nature Conservancy, WWF und das World Resources Institute. Seine gemeinsam festgelegten Leitsätze und Definitionen geben Unternehmen eine klare Roadmap an die Hand, um verantwortungsbewusstere Lieferketten in zwei Sektoren zu schaffen, in denen die Rodung der Wälder, die Zerstörung natürlicher Ökosysteme und Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind. Bei diesen Sektoren handelt es sich um die Land- und die Forstwirtschaft.

Die Rainforest Alliance setzt sich seit mehr als dreißig Jahren für einen systemischen Wandel auf diesen Gebieten ein, sowohl durch die Zertifizierung als auch durch Interventionen auf regionaler Ebene. Jeff Milder, der bei der Rainforest Alliance für globale Programme und Koalitionen zuständig ist, legt dar, inwiefern sich die Ziele und Mechanismen unseres neu gestärkten Zertifizierungsprogramms 2020 mit denen des Accountability Frameworks überschneiden. Er hebt die vielen Vorteile für Unternehmen hervor, wenn sie diese beiden Tools für sich nutzen.
Jeff, inwieweit ergänzen sich das Zertifizierungsprogramm 2020 der Rainforest Alliance und das Accountability Framework?
Die Zertifizierung der Rainforest Alliance ermöglicht FarmerInnen und Unternehmen den Nachweis, dass ein bestimmter Betrieb oder ein Produkt hohen Standards sozialer und ökologischer Verantwortung entspricht. Wichtig ist auch, dass mit der Zertifizierung ebenfalls der Einsatz von Methoden nachgewiesen werden kann, mit denen ein kontinuierlicher Fortschritt in Richtung Nachhaltigkeit erreicht wird.
Das Accountability Framework ergänzt die Zertifizierung, indem es die Wirtschaft dabei unterstützt, diese Probleme unternehmensübergreifend anzugehen. Mit anderen Worten: Viele Unternehmen haben eine bestimmte Menge an zertifizierten Volumen in ihren Lieferketten. Wenn wir das Ruder wirklich herumreißen und drängende globale Herausforderungen wie Abholzung, Ökosystemkonversion und Menschenrechtsverletzungen angehen wollen, müssen sich Unternehmen mit diesen Problemen in allen Geschäftsbereichen befassen. Darunter sollten auch nicht-zertifizierte Volumen und Rohstoffe fallen, für die es keine Zertifizierungsprogramme gibt.
Gibt es bestimmte Vorteile für Unternehmen, die beide Tools einsetzen?
Auf jeden Fall. Unternehmen müssen glaubwürdig erklären können, wie sie sich gegen Abholzung, Klimawandel und Menschenrechtsverletzungen einsetzen. Und das muss in ihre gesamte Unternehmensführung integriert werden. Selbst wenn ein Unternehmen bereits die Zertifizierung nutzt, gibt es darüber hinaus bestimmte Erfordernisse, z.B. die Umsetzung unternehmensweiter Strategien, die Berichterstattung über Fortschritte und die Erhebung von Wirkungsdaten, um sein Engagement zu bekräftigen. Hier kommt das Accountability Framework ins Spiel, das zu all diesen Punkten klare und ausführliche Vorgaben bietet.
Die meisten Unternehmen nutzen darüber hinaus eine Vielzahl von Tools, um ihre Ziele zu erreichen. Das Accountability Framework dient als Rahmen, um alle diese Bemühungen zusammenzuführen. Zusätzlich zur Zertifizierung wenden sie möglicherweise Monitoringsysteme wie Global Forest Watch an oder beteiligen sich an gesetzgebenden Initiativen.
Mithilfe des Frameworks kann ein Unternehmen in der Planung und Einführung verantwortungsbewusster Beschaffung eine ganzheitliche Perspektive einnehmen. So können bestimmte Tools, wie z.B. die Zertifizierung, als kleiner Teil zu einer umfassenden Lösung wahrgenommen werden.
Weitere Anwendungshinweise für die gemeinsame Nutzung der Zertifizierung 2020 der Rainforest Alliance und des Accountability Frameworks finden sich hier.
Wie genau hat die Erfahrung der Rainforest Alliance mit der Entwicklung des Zertifizierungsprogramms zur Entwicklung des Accountability Frameworks beigetragen?
Tatsächlich ist die Zertifizierung der Rainforest Alliance darum so überzeugend und effektiv, weil sie sowohl Unternehmen als auch VerbraucherInnen hilft, bessere Entscheidungen über die Rohstoffe, die sie beschaffen, bzw. die Produkte, die sie kaufen, zu treffen. Mit ‘besseren Entscheidungen’ meine ich klare und informierte Entscheidungen, bei denen alle Beteiligten in der Lieferkette — von FarmerInnen über Unternehmen bis hin zu VerbraucherInnen — wissen, was es für ein Produkt oder einen Rohstoff bedeutet, nachhaltiger angebaut zu werden, und sie sich der Auswirkungen auf Mensch und Natur bewusst sind.
Die gleiche Logik findet auch im Accountability Framework Anwendung. Wir haben gemeinsam Definitionen und Leitsätze für Unternehmen entwickelt, an die sie sich halten und die sie in ihren Managementsystemen auf Business-to-Business-Ebene umsetzen müssen. Die Zertifizierung geht darüber hinaus, indem sie sich zusätzlich auf der Ebene bestimmter Produkte oder Produktvolumen an VerbraucherInnen richtet. Die Zertifizierung und das Accountability Framework ergänzen sich in dieser Hinsicht.
Die Zertifizierungsprogramme und das Accountability Framework zeichnen sich durch vernetztes Denken aus. Besteht die Gefahr, dass Stakeholder der vielen Initiativen überdrüssig werden? Wie können wir das verhindern?
Zu Beginn bestand die Sorge, dass das Accountability Framework eine ‘lästige Sache mehr’ sein könnte, mit denen sich Unternehmen zu befassen haben. Aber es wird bereits von vielen Unternehmen, wie z.B. McDonald’s, Branchengruppen wie dem Consumer Goods Forum sowie nicht zuletzt auch von Initiativen zu Commodity-Scorecards und Reporting, wie der Palmöl-Scorecard des WWF oder dem CDP Forests, genutzt, um deren Handlungsansätze zu harmonisieren. Unsere Partner sehen also ganz klar, wie das Framework ihre Initiativen unterstützt – vor allem die Zertifizierung. Ich habe den Eindruck, dass das Accountability Framework mehr Klarheit über das Umfeld gebracht hat, in dem sich Unternehmen bewegen. In vielen Fällen unterstützt es Prozesse, an denen viele Partner zusammenarbeiten – z.B. in der Entwicklung von Leitfäden für Branchengruppen. So werden Ziele viel schneller erreicht, was einen enormen Mehrwert hat.
Bevor das Accountability Framework ins Leben gerufen wurde, konnte beispielsweise eine Branchengruppe ein ganzes Jahr darauf verwenden, über Definitionen und Grundsätze zu den Erwartungen an ihre Mitglieder nachzudenken. Seit der Veröffentlichung des Frameworks haben viele verschiedene Gruppen — wie der UK Roundtable on Sustainable Soya oder die Global Platform for Sustainable Natural Rubber — erkannt, dass es bereits anerkannte Empfehlungen zu den Fragen gibt, mit denen sie sich beschäftigen wollen, und dass sie diese als Ausgangspunkt nutzen können. Dann braucht es nur noch einige sektorspezifische Details für ihre Mitglieder. Das Fazit: Sie brauchen das Rad nicht neu zu erfinden und können sich schneller den drängendsten Fragen zuwenden.
Das Accountability Framework bietet Unternehmen auch Tools für die direkte Selbsteinschätzung und die Verbesserung ihres Engagements und der Erfolgsmessung, die der Markt von ihnen erwartet. Meiner Einschätzung nach sind wir ein ganzes Stück vorangekommen, um Unternehmen vor Augen zu führen, was sie tun müssen und wie sie schneller dort ankommen.
Wenn auch Ihr Unternehmen das Accountability Framework nutzen möchte, um bessere Praktiken in der Lieferkette zu etablieren, wenden Sie sich gerne an das Team des Accountability Frameworks.