Die Unterstützung von FarmerInnen steht für die Rainforest Alliance an oberster Stelle. Um die Unterstützung für KakaofarmerInnen zu verbessern, leiten wir einen bedeutenden Wandel ein und stellen auf Massenbilanz-Beschaffung mit Herkunftsnachweis um. Das bedeutet, dass Unternehmen zertifizierten Kakao aus den Ländern kaufen müssen, aus denen der in zertifizierten Verbraucherprodukten verwendete Kakao stammt. Mit diesem Ansatz sollen die Vorzüge für die zertifizierten FarmerInnen in diesen Ländern gerechter verteilt werden.
Im Allgemeinen werden Kakaobohnen in großen Volumen geliefert und während des Transports und der Herstellung gemischt. Zertifizierten von nicht zertifiziertem Kakao zwischen Farm und Einkaufsregal zu trennen, wäre extrem schwierig und zudem äußerst teuer. Um möglichst vielen Kakaobetrieben eine Zertifizierung zu ermöglichen und dadurch die Nachfrage nach Kakao von zertifizierten FarmerInnen zu erhöhen, setzen wir auf die sogenannte Massenbilanz-Beschaffung. Es ist das bei Weitem beliebteste Modell in der Kakaoindustrie. Wenn wir die Massenbilanz-Beschaffung nun um einen Herkunftsnachweis ergänzen, sorgen wir beim Bezug von zertifiziertem Kakao für mehr Gerechtigkeit.
„Wo die Nachfrage nach zertifiziertem Kakao aus einem bestimmten Land besteht, möchten wir, dass die FarmerInnen in eben diesem Land aus der Zertifizierung einen Nutzen ziehen. Die Massenbilanz-Beschaffung mit Herkunftsnachweis wird uns diesem Ziel näherbringen, während die Branche weiterhin von den Vorzügen der Massenbilanz profitiert. Wir freuen uns darauf, diesen innovativen neuen Ansatz in Zusammenarbeit mit dem gesamten Sektor zu verwirklichen.“
– Ruben Bergsma, Cocoa Lead bei der Rainforest Alliance
Massenbilanz: Anspruch und Wirklichkeit
Massenbilanz spielte eine maßgebliche Rolle dabei, Nachhaltigkeitsinitiativen skalierbar zu machen. Dieses System entlastet Unternehmen vom Aufwand, bei der Verarbeitung zertifizierten von konventionellem Kakao trennen zu müssen. Stattdessen kommen die Investitionen direkt den FarmerInnen zugute, die sie am meisten benötigen.
Bedauerlicherweise wird die Massenbilanz nicht immer wie vorgesehen praktiziert. Durch dieses Modell sparen Unternehmen bei der Herstellung. Zusätzlich haben sie genug Spielraum, sich bei der zertifizierten Beschaffung solche Herkunftsländer auszusuchen, die ihnen gewisse Vorteile bieten (wie niedrigere Kosten oder einen einfacheren Transport), statt die Länder zu wählen, in denen Bedarf an zertifiziertem Kakao besteht.
Wir möchten nicht, dass die Massenbilanz auf diese Weise genutzt wird. Deshalb stellen wir auf Massenbilanz mit Herkunftsnachweis um. Dies verhindert, dass Unternehmen Guthaben für zertifizierte Produkte eines Landes gegen nicht zertifizierte Produkte aus einem anderen Land einlösen. Die Ersparnisse sind für den Transport und die Herstellung gedacht, nicht für die Beschaffung, wo sie letztendlich FarmerInnen benachteiligen.
Der Herkunftsnachweis hilft zertifizierten FarmerInnen
Das Herkunftsland bleibt also von Anfang bis Ende gleich, auch wenn zertifizierter Kakao während der Beschaffung mit nicht zertifiziertem vermischt wird. Wenn ein Rezept für einen Schokoriegel einer bestimmten Marke Kakao aus Papua-Neuguinea erfordert, muss der Hersteller die für dieses Produkt benötigte Menge von zertifizierten Kakaofarmen in Papua-Neuguinea kaufen. Wo die Nachfrage nach zertifiziertem Kakao aus einem bestimmten Land besteht, möchten wir, dass die FarmerInnen in dieser Region davon profitieren. Das macht den Beschaffungsprozess gerechter und sorgt für mehr Transparenz.
Das Ziel des Herkunftsnachweises ist, zu einer zertifizierten Lieferkette zu wechseln, die den tatsächlichen Fluss der Rohstoffe und Investitionen genauer abbildet, den Akteuren der Lieferkette aber dennoch genug Flexibilität lässt. Damit wird gewährleistet, dass FarmerInnen in Ländern, in denen zertifizierter Kakao verkauft wird, mit Investitionen für ihre Arbeitspraktiken entlohnt werden. Des Weiteren bedeutet ein Herkunftsnachweis, dass Unternehmen, die Rainforest Alliance-zertifizierten Kakao kaufen, soziale und ökologische Risiken ihrer Beschaffungsmethoden besser abfedern können.

Herkunftsnachweis: unsere nächsten Schritte
In den kommenden Jahren stellen wir vollständig auf den Herkunftsnachweis um, beginnend mit Inkrafttreten des neuen Nachhaltigkeitsstandards für die Landwirtschaft. In Phase eins der Einführung ab Juli 2021 werden die neuen Regeln zum Herkunftsnachweis bei der Massenbilanz für alle Käufe und Verkäufe von zertifizierten Kakaobohnen und -nibs und für den Verkauf von zertifizierter Kakaomasse in Kraft gesetzt. Diese Umstellung wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch möchten wir diese nachvollziehbar umsetzen. In vielen Fällen werden gezielte Investitionen und Maßnahmen seitens der Branche notwendig sein, um den Wechsel zu vollziehen. Manche Unternehmen haben Beschaffungspläne für Länder eingereicht, in denen gegenwärtig das Angebot an zertifizierten Produkten den Bedarf nicht decken kann. In solchen Fällen wird die Umstellung der Beschaffungsprozesse über einen Zeitraum von mehreren Jahren erfolgen müssen.
Wir wissen, dass es sich hierbei um ein langfristiges Ziel handelt, das einen klaren Ablaufplan und eine umsichtige Umsetzung verlangt. Das Ziel des Herkunftsnachweises soll auch von anderen Instrumenten unserer Kakao-Strategie gestützt werden. Dazu zählen u. a. der Nachhaltigkeitsbonus und -investitionen. Alle Maßnahmen zusammen führen langfristig zu mehr geteilter Verantwortung und Transparenz bei Lieferketten.
Um unser Ziel eines Herkunftsnachweises zu verwirklichen, wird von Farmen, Unternehmen und dem gesamten Kakaosektor einiges an Einsatz und Anpassung abverlangt. Selbstverständlich unterstützen wir Ihr Unternehmen bei diesem Umstieg. Weitere Informationen finden Sie in unserem abgestuften Ablaufplan.